divendres, 30 de gener del 2009

Rote Weihnachten

„I’m dreaming of a white Christmas, with every Christmas Card I write...”

Während Frank Sinatra dieses so berühmte Weihnachtslied singt, schreibe ich meinen letzten Brief. Trotzdem hat er mit Weihnachtszeit im Lied nichts zu tun wie: Er war mein Abschied von dieser Welt. Die Empfängerin ... Lara Ivanovna, natürlich.

Alles hat vor zwölf Stunden angefangen, als ich in der Deutschen Oper Berlin war. Ich würde in Berlin noch eine Woche bleiben, um die Stadt zu besuchen und meine Sprache zu verbessern, denn ich war allein in der Stadt und deshalb sollte ich kämpfen, damit die anderen mich verstehen. Ich kam gestern um 20 Uhr an und fuhr zu meinem Hotel in Leipzigerstraβe. Es war spät in der Nacht und ich wusste nicht, was ich machen konnte, so fragte ich das Zimmermädchen, was man dort unternehmen konnte und wohin man so normalerweise ging. Sie schaute auf mich—vielleicht sah ich für sie älter aus—und empfahl mir zur Oper zu gehen. Ich war müde, aber sie sagte mit der S-Bahn würde ich schnell dahin fahren.
Das Operngebäude kann man schnell erkennen: die graue breite Fassade, die mir ans Bauhaus erinnert, und die kleinen Wörter; und vor allem die Männer, die auf ihre Frauen warten, und die Frauen, die spät kommen, um die Liebe ihrer Männer zu prüfen. Das Atmen, wegen der Kälte im Dezember, stieg zum Himmel, wo es mit der Luftverschmutzung vermischte. Ich ging hinein, kaufte meine Karte—eine Loge im dritten Stockwerk—und ging zu meinem Platz, weil es nur zehn Minuten für den Anfang fehlten. Ich wusste noch nicht, welche Oper vorgestellt wurde, bis ich mich hinsetzte. Sie war Tristan und Isolde. Das war gut: eine tragische Romanze, für eine romantische Zeit, in der eine Tragödie vor fünf Jahren eingekommen war: Wir waren am 24. Dezember und ich war allein in einer ausländischen Stadt. Ich soll nicht mehr darüber erzählen.
Der erste Akt war ein groβer Erfolg. Die Ouvertüre war weit und leidenschaftlich: Sie war ein Prolog der Liebe der Hauptpersonen, aber auch der Probleme, die sie eintreten würden. Während der Pause ging ich zur Cafeteria: Ich war durstig und brauchte etwas zum Trinken, am bestens einen Whisky. Sie hatten nur Bourbonen, so endlich trank ich ein Stielglas von Cava. Und plötzlich sah ich sie. Sie hatte lange schwarze Haare, die im Gegensatz zu ihrer weiβen Haut standen, und groβe braune Augen, die auch auf mich schauten. Ich konnte mich nicht bewegen, während sie zu mir kam, oder es war vielleicht, dass wir zu eng zueinander gingen. Ich sah nichts um mich außer ihren Augen, als wäre ich hypnotisiert. Wir standen in der Mitte des Lokals, ohne zu sprechen, ohne zu hören. Ihr Gesicht war wie der Schnee in den Bergen: Es schien. Nach ein Paar Minuten, die Jahrhunderte dauerten, sagte sie etwas, was ich nicht hörte. Ich erinnere mich nur an den Ton ihrer Stimme. Sie streichelte meine Ohren, wie der Samt.
Wir setzten uns und sprachen die ganze Nacht über unser Leben, was wir in Berlin machten, weil sie auch allein war. Natürlich hörten wir nicht den zweiten Akt, also gingen wir den Fluss entlang spazieren, während sie weiter mit ihrer Geschichte ging: Sie kam aus Polen, wo ihre Familie lebte. Trotzdem wollte ihr Vater, dass sie einen Herrn Ulrich heiratete. Der Ulrich war bekannt, weil er dreimal geheiratet hatte, und die drei Ehefrauen in dunklen Umständen verschwunden waren. Aber er war reich—tatsächlich war er der reichste Mann in Polen—, und niemand wollte das erkennen. Auf diesem Grund war sie raus von ihrem Heimatland geflogen. Nach zwei Stunden, als sie lang geweint hatte, und als ich sie umarmte, sagte sie mir ihren Namen: Lara Ivanovna. Ich werde diesen Namen nie vergessen, wenn ich die nächsten Stunden überlebe!
Um zwei Uhr in der Nacht—wir waren lange gewandert— sahen wir einen Schatten am Ende der Straβe. Er kam zu uns. Ich hatte keine Angst davor, aber Laras Gesicht war leichenblass und sie drückte meinen Arm. Die Sekunden trafen langsam ein, die Schritte klangen laut in der leeren Straβe, und endlich sahen wir einen groβen Mann unter der Straβenlampe. Ulrich von Tempelhof.
Er trug einen hölzernen Kasten und einen Gehstock, mit dem er zu mir zeichnete. Er hatte eine Bass Stimme, die zwischen den Wohnungen widerhallte.
„Monsieur“, ich bin nicht französisch, Lara war nicht französisch und er auch nicht, aber ich war so entsetzt, dass ich nicht lachen konnte, „Sie sind mit meiner Verlobte gegangen. Vielleicht wussten Sie nicht, dass sie heiraten soll, aber als Mann sind Sie dafür verantwortlich. Jetzt haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder duellieren wir uns, um die Liebe dieser Hure zu gewinnen, oder Sie verlassen sie, damit wir nach Polen fliegen und sie die rechte Strafe bekommt.“
Es war vielleicht die Kälte, oder dass ich nun Lara liebte, aber ich konnte seine Worte nicht aushalten. Deswegen akzeptierte ich das Duell.
„Bien“, antwortete von Tempelhof, während er den Kasten öffnete. „Sie sehen hier zwei Revolver; wir treffen uns um sechs Uhr im Groβen Stern, beim Bismarck. Adieu“
Und er ging weg.
Wir hatten 4 Stunden; darum gingen wir zu Laras Hotel, um meine letzten Stunden zusammen zu verbringen. Ich sage meine letzten Stunden, denn ich hatte nie geschossen, und es war klar, dass Tempelhof mir ermorden würde. Lara ging ins Badezimmer und kam nur mit einem Nachthemd.
Wir lagen zusammen im Bett bis halb sechs. Sie ging noch einmal zum Badezimmer, während ich an meine kurze Zukunft dachte. Dann sah ich ihre Handtasche ...
Jetzt kommen wir zum Ende. In der Handtasche lagen ein Paar Zeitungen mit verschiedenen Artikeln markiert und einen Revolver. In den Artikeln stand die wahre Geschichte von einem des bekanntesten Mörderpaars in Europa. Sie suchten Männer, um mit ihnen zu spielen und danach ...
Allerdings konnte ich es einfach nicht glauben, also fragte ich Lara, als sie noch reinkam. Sie wurde verrückt, und lief zu mir mit einem Messer, das auf dem Tisch gelegen hatte. Dann war es richtig. Ich war verschockt. Trotzdem konnte ich machen, was ich sollte: Ich schoss.

Ich bin am 25. Dezember um 12 Uhr. Laras Körper liegt auf dem Bett, in der Mitte ihrer Blut, die den Teppich und das Betttuch färbt.
Natürlich bin ich nicht zum Groβen Stern gegangen. Ich hatte keine Angst davor, doch ich war müde. Obwohl ich weiß, Lara liebte mich nicht, kann ich die letzte Nacht nicht vergessen. Auch habe ich viel von ihrem nackten Rücken geträumt, den nur die Haare bedecken.
Ich habe vor 15 Minuten den Brief beendet, und ich selbst werde ihn mitnehmen, denn diese sind meine letzten Worte, in denen die Polizei eine Aussage finden wird. Ich habe den Revolver vorbereitet.
Und so enden meine Weihnachten, meine roten Weihnachten.


Albert Fernandez