„Es ist keine Rache, das Recht zu bestrafen“ sagte ein spanischer Dramaturg. Aber die Grenze zwischen Recht und Rache, die Grenze zwischen Bestrafung und Beleidigung ist nicht so breit, wie man denkt. Die Begebenheit, die ich erzählen werde—in der ich nur als Beobachter spielte—, ist ein Beispiel und vielleicht erleuchtet, was ich meine. Alle Namen—sowohl von den Hauptpersonen als auch von den Orten—sind verändert worden und Sie dürfen nichts mehr wissen als, was ich hier erzähle, obwohl die Geschichte vor vielen Jahren stattfand.
Die Stadt, Mayerling, war immer von Familie von Temple regiert worden. Sie waren keine schlechten Herrscher—zumindest nicht schelchter als die anderen. Wir alle Einwohner arbeiteten in einem von ihren Betrieben, denn sie kontrollierten alle Geschäfte in der Stadt. Aber, im Allgemeinen, konnten wir uns nicht beschweren, da wir im Freien lebten und der Reichtum der Stadt immer höher wurde.
In der Zeit, in der das passierte, war Klaus-Maria von Temple unser Meister. Er gehörte zu der vierten Generation von Temple, und hatte seinen ganzen Besitz nach seiner Hochzeit mit Elisabeth Winterhalter geerbt. Sie war die hübscheste Frau, aber nach einem paar Jahren bekam sie eine unbekannte Krankheit und starb. Das einmalige Ergebnis der Beziehung war ein Mädchen, das genau wie seine Mutter aussah. Es war wie ein Phönix: vom kranken Körper der Mutter, stand die Schönheit noch einmal auf. Das kleine Mädchen war nach seiner mutter Elisabeth genannt. Als jung hatte sie viele Freier, aber ihr Vater akzeptierte keine: sie waren nicht so adel, wie er wollte. Aus diesem Grund blieb die junge Elisabeth allein mit ihren Büchern, von wahrer Liebe träumend.
Sechs Monate vor Elisabeths 16. Geburtstag kam eine reiche Familie zu der Nachbarstadt , von der wir alle gehört hatten, die Strauβ-Brandauers. Doktor Richard Strauβ-Brandauer war der Vater der groβen Familie und führte einen der gröβten Betriebe von Kohle. Sein alter Sohn und Erbe, Dracko, war 25 und gutaussehend; und natürlich dachte Herr von Temple an ihn als den besten Kandidaten für seine Tochter. In dieser Zeit veränderten viele Dinge im Bereich der Energie, und Herr Doktor, wie er genannt wurde, paβte gerade seine Technologie an. Deshalb war die Bezieung der beiden Familien auch eine gute Investition: Herr Klaus würde neue Energie und, auβerdem, einen jungen Erben bekommen.
Aber was dachte die arme Elisabeth? Wollte sie Dracko heiraten? Da sie jung war und nicht viel von der Welt kannte; da sie nur einen Geliebten wollte, einen Mann, mit dem das Leben erteilen zu können, wie ihre Helden in den Romanen, natürlich wollte Elisabeth heiraten: sie hatte für diesen Moment zu viel gebetet, und warum sollte ein reicher Jung besser als ein anderer sein? Auβerdem war ihr Vater mit den Strauβ-Brandauers einverstanden.
April kam, und Frühling machte die Landschaft wieder scheinen. Die Sonne war im Himmel mehr und mehr Stunden, und wir alle bereiteten uns für das Musikfestival vor, das jedes Jahr eintraf. Wir machten die Straβe und Wohnungen sauber, wir dekorierten alle Terrassen mit Blumen, während die Reichen, alle Temples und Srauβ-Brandauers, sich im Operntheater trafen. Unser Festival ist bekannt im ganzen Europa—auch heutzutage—, und die Stadt wird immer voll von Ausländern, Leuten aus allen Ecken der Welt kommen, um unsere Musik und Essen zu genieβen. Das Programm folgt immer den gleichen Regeln: die erste Nacht kann man ein Konzert hören, mit einem Gastdirigenten; drei Nächte später spielt man die Erste Oper, und so weiter bis die fünfte Oper. Die letzte ist normaleweise am besten: Sie ist der Höhepunkt von drei Wochen von glamour. Zwischen den Vorstellungen trifft man sich jede Nacht in einem verschiedenen Haus und spricht über die letzte Oper, über die nächste, über alle, und meistens über nichts. Jeder versucht die beste soirée zu machen, es ist wie ein Wettkampf, aber mit Lächeln und Heuchelei.
Dieses Jahr fing das Festival am 5. April mit der 4. Symphonie von Mahler an. Es war ein ganzer Erfolg und nach dem Konzert gingen alle zu von Temples, die, wie immer, den Anfang der Saison mit einem groβen Fest feierten. Und dann stellte Herr Klaus seine Tochter vor. Es war das erste Mal, das Leute—Unbekannte—sie sehen konnten. Ihre Schönheit war eine Überraschung für alle. Aber das beste war am Ende der Nacht, als Herr Klaus die Hochzeit mit Dracko Strauβ-Brandauer bekannt machte: sie würden im Juni heiraten. Alle Gäste gratulierten ihr und ihrem Vater, alle auβer eines unbekannten Mannes, der in der Dunkelheit des Raums blieb. Wir kannten ihn nicht, und am Ende ging Herr Klaus zu ihm, um sich vorzustellen und fragte ihn darum, nicht allein zu bleiben. Er war der marqués Don Jorge de Zumaia, und kam aus Spanien, um mit von Temple über die Kohleindustrie zu sprechen, weil—sagte der marqués—er seine Betriebe an die neue Technologie anpassen wollte. Von Temple war so zufrieden, dass Don Jorge zu seinem Haus eingeladen wurde
Die zweite Vorstellung war keine Oper, sondern Das Lied von der Erde, eine groβe Überraschung, mit den so berühmten Versen und seinem bekannten Lyrismus—aus Chienesischer Eingebung:
Doch trinkt noch nicht,
Das Lied vom Kumme
soll auflachend in die Seele euch klingen.
Wenn der Kummer naht,
liegen wüst die Gärten der Seele,
Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang
Albert Fernández - 4rt d'alemany
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